Marthens, Johanna - Der Fluch des Daemons 03 by Die Legende

Marthens, Johanna - Der Fluch des Daemons 03 by Die Legende

Autor:Die Legende
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


In der Höhle der Vampire

Für den Fall, dass ein Besucher von einem anderem Planeten stammte, wo man seine Haustüren offenstehen ließ und kein Einlasszeichen von etwaigen Gästen benötigte und solche Dinge auch nicht kannte, stand auf der Klingel am Tor »Klingel«. Ich drückte darauf und erwartete, dass nun wie bei den Männern des Schichtwechsels der Summer ertönte und sich das Tor öffnete, aber ich hörte lediglich eine männliche Stimme.

»Was wollen Sie?«

»Mein Name ist Ramona Schmidt. Ich möchte mich bei Ihnen als Krankenschwester bewerben.«

Die Stimme schwieg verdutzt. Schließlich erklang sie wieder. »Wie kommen Sie gerade auf uns?«

»Ein Freund von mir bringt öfter mal Grabflüchter her und hat mir von diesem Lager erzählt. Ich möchte gerne mithelfen, das Land von diesen Biestern zu säubern.« Ich lächelte in die Kamera am Tor gegenüber, warf mein Haar zurück und reckte die Brust raus. Wenn das nicht half, dann wusste ich auch nicht.

Es half. Der Summer ertönte, das Tor öffnete sich und ich durfte hinein.

Vor dem zweiten Tor lächelte ich noch einmal. Als daraufhin nichts passierte, kramte ich meine Bewerbungsunterlagen hervor und hielt das Blatt mit dem Foto nach oben. Darauf war ich wirklich sehr vorteilhaft abgebildet. Auch wenn es züchtig und anständig war, zeigte es meine körperlichen Vorzüge in einem wahrhaft günstigen Licht. (Das Foto hatte Leif gemacht, obwohl es mich eine Menge Überwindung gekostet hatte, ihm diese Vorzüge dermaßen deutlich zu präsentieren.)

Auch das half. Wieder ertönte ein Summer und ich durfte eintreten. Kaum hatte ich zwei Schritte in das Lager getan, kam mir ein Mann entgegen. Er war etwa Anfang dreißig, hatte kurze blonde Haare und eine krumme Nase, als wäre er mal gegen eine Wand gelaufen. Darüber saßen kleine, graublaue Augen, die mich interessiert musterten.

»Hallo«, sagte ich. »Vielen Dank, dass Sie mir eine Chance geben. Ich möchte sehr gerne hier arbeiten und meinen Beitrag zur Säuberung des Landes leisten. Hier sind meine Unterlagen.«

Er nahm meine Bewerbungsmappe zur Hand. »Komm rein«, forderte er mich auf und führte mich in das Gebäude, das von außen längs zu unserem Versteck gestanden hatte. Bevor ich durch die niedrige Tür trat, sah ich mich unauffällig im Hof um. Es war jedoch nicht viel zu sehen. Vier Männer patrouillierten mit Gewehren auf dem Rücken, auf dem Dach saßen ein paar Tauben. Das war's auf den ersten Blick. Als ich das Gebäude betrat, war ich erst einmal erschlagen von der Kälte darin. Mich fröstelte, obwohl ich mich gerade mal fünf Sekunden dort aufhielt.

»Hier drinnen ist es so kalt, um den Grabflüchtern die Lust zu nehmen, sich hier niederzulassen. Bei uns ist es überall kalt, damit müsstest du klarkommen.«

Ich nickte, wobei mir die Zähne klapperten. Der Typ verkniff sich ein Lachen und sah meine Unterlagen an.

»Erste-Hilfe-Seminar vom Deutschen Roten Kreuz«, las er.

Das war ein wenig übertrieben. Als ich den Führerschein machte, musste ich ein paar Stunden des Kurses besuchen, den ich hier aufgeführt hatte. Leif hatte mir dazu eine Urkunde gefälscht.

»Praktikum im Gallburger Krankenhaus, Abteilung Transfusionsmedizin«, zitierte er beeindruckt. Ungeniert verwendete ich meinen Ausflug in die Blutbank. Wieder hatte Leif seine Unterschrift auf eine gefälschte Urkunde gegeben, dieses Mal natürlich eine andere.



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